Montag, 7. Juli 2008

Schlussetappe Genua-Zürich

Am Freitag, 4. Juli 2008, traten wir die letzte Etappe unserer langen Reise an. Zuvor waren wir mit dem Zug von Zürich nach Genua gefahren, um dort unsere Motorraeder am Zoll auszulösen. Eigentlich haben wir gar keine Lust, auf das ganze damit verbundene Kabaret einzugehen, aber für allfällige Nachahmer doch eine kleine Warnung: Schickt eure Motorräder niemals nach Italien!

Ein kurzer Abriss unserer Odysee: In Mumbai beauftragten wir einen Shipping Agent mit dem Transport der Motorräder nach Genua. Inklusive Anfertigung zweier Boxen aus Holz kostete uns das Ganze pro Töff 500 Schweizer Franken. Ca. 3 Wochen später informierte uns Genua, dass die Motorräder angekommen sind. Da wir alle nötigen Dokumente (Bill of Landing, Carnet de Passage, Versicherungsnachweis und Fahrzeugpapiere) hatten, wollten wir kurzerhand nach Italien reisen und die Maschienen in die Schweiz überführen. Der italienische Shipping Agent meinte aber, dass wir das nicht dürfen - dafür müssen wir einen italienischen Logistiker beauftragen. Als wir uns weigerten, brachen sie den Kontakt mit uns ab und schickten uns eine Rechnung über 512 € mit dem Vermerk, dass wir erst bei Zahlung die Motorraeder zu gesicht bekommen. Obwohl wir uns beim italienischen Zoll, beim TCS Schweiz und beim Oberzollamt Schweiz vergewisserten, dass wir tatsächlich die Motorräder selber entgegennehmen dürfen, schaltete der Agent auf stur. Da wir aber keinen Rechtsstreit haben wollten, fuhren wir nach Genua, um die Angelegenheit persönlich zu regeln. Dort stellten wir fest, dass die Agentur unterdessen einem Logistiker unsere Motorräder übergeben hatte um sich so aus der Verantwortung zu stehlen...

Unter dem Strich stellte uns der Logistiker folgende Rechnung:

  • Löschen des Containers
  • Transport ins Lager
  • Lagerkosten
  • Hafenpapiere
  • etc.
512 € pro Motorrad

  • Carnet de Passage Handhabung
  • Zollbehörden-Kosten
  • Transport Agentur zu Logistiker
200 € pro Motorrad

Insgesamt haben wir also 712 € bezahlt für das Entladen und Lagern eines Motorrades. In der Retroperspektive hätte sich also der Transport per Flugzeug gerechnet und zudem wäre das ganze viel schneller bei uns gewesen. Tja, water under the bridge....

Aisha und Hugo sind übrigens auf Anhieb gestartet und fuhren uns problemlos die läppischen 400 Kilometer via Locarno, Gotthard und Klausenpass zurück nach Zürich. Chapeau vor den treusten und zuverlässigsten Freundinnen, die wir je hatten ;-)

Donnerstag, 15. Mai 2008

Balls without Steel are back home

Our trip has come to an end. We landed yesterday at Zurich Airport and look back on an incredible 200days-trip through Europe & Asia. For another 20 days we'll be Balls without Steel, because our bikes are still at the port in Mumbai, India and will be shipped to Genova, Italy, within the next 25 days.

To mis-quote Shakespeare: "We shall stay now and die happily of old age."

Love,
Hannes & Dario

Montag, 12. Mai 2008

last call for mr zellweger & schoch

Einhundertundsechsundachtzig Tage und neunzehntausendunddreihundertzehn Kilometer spaeter sind wir am Ende unserer Tour angelangt. Heute haben wir uns am Hafen von Bombay von unseren Motorraedern verabschiedet. In einer dicken Holzkiste verpackt reisen die beiden via indischem Ozean, rotem und Mittelmeer nach Genua.

Hannes und Dario fliegen am Mittwoch Morgen via Doha nach Zuerich Kloten. Ankunft am 14. Mai mit QR063 um 1945 Uhr.

Wow, wir wollen das Ende der Tour einfach nicht wahr haben und koennen kaum glauben, uebermorgen bereits in der Schweiz zu sein - schliesslich dauerte der Hinweg knapp drei Monate!!

Eine herzliche Umarmung aus incredibleIndia!

Hannes & Dario

Mittwoch, 30. April 2008

Auf der Zielgeraden

Nein, nein, nein. Wir sind weder vom Toeff gefallen, noch in Goa mit filzigen Haaren in den Palmen haegengeblieben und schon gar nicht (warum eigentlich NICHT?!) mit einer indischen Beauty durchgebrannt. Balls on Steel are very much alive and rolling!

Was wir in der zweimonatigen Schreibabsenz getrieben haben? 'Ne ganze Menge!

Die erste Huerde nahmen wir bereits in Mumbai, wo wir den Blog zuletzt verlassen haben. Mit Jeff (USA) und Yoav (ISR) im Team Royal Enfield startete euer Team Yamaha Richtung Goa. Aber aus einer 20 Mio-Stadt mit chronischem Stau den Weg nach Sueden zu finden, ist gar nicht so einfach. Es blieb uns nichts anderes uebrig als um vier Uhr morgens zu starten und auch dann brauchten wir noch geschlagene zwei Stunden bis zur Stadtgrenze!

Die Kuestenstrasse nach Goa war wunderschoen huegelig, kurvenreich und wir genossen das Fahren im tropischen Klima. Team Royal Enfield hatte einen guten Start erwischt, doch nach der ersten Etappe leider technische Defekte: Ruecklicht und Kupplungspedal auf der Fahrt verloren und dann noch Pobleme beim Kick-Starten der Maschine. Team Yamaha schaltete einen Gang runter und lachte sich heimlich in Faeustchen. Auf der zweiten Etappe kam dann aber der Rueckschlag fuer Team Yamaha: Auf dem brennend heissem Asphalt wurden die Reifen butterweich und an einem einzigen Tag musste Team Yamaha drei platte Reifen reparieren. Tja, wer zuletzt lacht...





Total erschoepft erreichten wir so kurz vor Goa einen einsamen Strand und goennten uns die ersten frischen Fische. Ende Februar erreichten wir Vagator Beach in Goa, das Epizentrum der Goa-Nachtschwaermer. Goa hat sich seit dem letzten Besuch (Dario 2000) besonders hinsichtlich Parties veraendert. Goa fokusiert sich neu v.a. auf Pauschaltouristen und reicheres Klientel. Unerwuenscht sind Backpackers, Hippies und Budget-Reisende. Folge: Guenstige Strandhuetten wurden limitiert, Outdoor-Parties generell verboten, Polizeipraesenz erhoeht und Visarestriktionen verhaengt. Das Problem: die Party-Meute kommt dennoch in Scharen und Goa lebt von seinem legendaeren Ruf als Hippie/Trance/Rainbow/Chillout/Charras-oder-was-fuer-ein-Label-man-auch-geben-mag. Fazit: same same but different. Die Parties sind entweder indoor (!!) oder illegal outdoor. Die Polizei ist korrupt wie immer und wer das noetige Kleingeld aufbringt, darf Parties veranstalten.



Goa ist der einzige Bundesstaat Indiens, wo Christen in der Ueberzahl sind. Das macht Goa zu einem besonderen Ort und manchmal scheint es, man sei gar nicht in Indien. Kirchen wohin man schaut, Inder mit portugiesischen Namen, Multi-Kulti-Kueche statt Dal und Reis. Die Atmosphaere ist relaxt und immer mehr Inder kommen deshalb nach Goa in die Flitterwochen und Ferien. Waren vor sieben Jahren noch die Israelis die dominierende Auslaendergruppe, hat sich das Blatt nun gewendet. Achtung Freunde: die Russen kommen! Im Sueden Goas hoert man russisch wohin man geht. Die Einheimischen koennen teilweise besser russisch als englisch. Goa ist der Renner bei den Russen und speziell bei den Moscowiten.



Wie genossen die Woche in Goa, spielten tagsueber Fresbie am Strand, naschten Mangos vom Baum, assen italienisch, goan, israelisch, veganisch, franzoesisch und durchtanzten die Naechte. Die meisten Leute, die wir trafen, verbringen den ganzen Winter in Goa. Viele kommen jedes Jahr im Oktober und bleiben bis im Maerz. Damit wir nicht das gleiche Schicksal erleben, verliessen wir nach einer Woche Goa und fuhren in den Sueden.

Da wir zwar von Goa, nicht aber vom Strand genug hatten, fuhren wir nach Gokarna im Bundesstaat Karnataka. Unser Ziel war Paradise Beach, ein abgelegener Strand, der nur mit einem Boot zu erreichen ist. Im Paradies angekommen suchten wir uns zwi schoene Palmen und spannten unsere Haengematten. Eine Woche lagen wir so unter freiem Himmel, assen gegrillten Koenigsfisch, schluerften Kokosnuesse und schwammen in der Nacht im funkelnden Plankton. Zum Schluss bescherte uns Petrus noch ein fulminantes Spektakel. Innert 10 Minuten verwandelte sich der wolkenlose Himmel in eine gewaltige schwarze Wolkenfront. Der Wind fegte orkanmaessig ueber uns und mit lautem Donner und Blitz prasselte der Regen auf uns nieder. Im Nu war alles unter Wasser, nichts blieb verschont. Wir konnten nur ahnen wie gewaltig die Monsoonregen im Juli sein muessen. So schnell wie das Gewitter kam, war es dann auch weg. Das Licht im abziehenden Regen war unbeschreiblich und der Urwald um uns bekam durch den Regen ein neues Gesicht. Robinson Crusoe total!




Zurueck in Gokarna stellten wir mit Schrecken fest, dass unser indisches Visa in wenigen Wochen endet. Uns blieb nichts anderes uebrig als einen Flug in ein Nachbarland zu buchen um dort ein neues Visa zu beantragen. So kam es, dass sich Balls on Steel nach fuenf Monaten zum ersten Mal trennten, denn Hannes flog nach Sri Lanka, waehrend ich nach Thailand flog um dort den lieben Luki zu treffen und eine Woche zu tauchen.

Mit neuen Visa ausgestattet trafen wir uns dann Anfang April gluecklich wieder im suedindischen Bangalore. Dort wohnten wir im 'Schweizer Chalet', denn Andi Gantenbein, ein Freund von Hannes, absolviert dort seinen Zivildienst. Doch Bangalore, das Sillicon Valley Indiens, war uns zu gross und modern und so fuhren wir bald ins noerdlich gelegene Hampi. Hampi ist ein wichtiges hinduistisches Pilgerzentrum, UNESCO-Welterbe und die Landschaft schlicht ausserirdisch. Das Kennzeichen Hampis sind seine zahlreichen Tempel und grossen Granitfelsen. Die Felsen liegen verstreut in der Landschaft als ob sie vom Himmel gefallen sind. Teilweise stapeln sich die Felsbrocken uebereinander und formen skurile Figuren. Es bleibt uns ein Raetsel, wie dies natuerlich geschehen sein soll - wir glauben vielmehr an die Theorie, dass die Goetter im Universum einen Metoriten-Weitwurfwettkampf veranstaltet haben.






Mit jedem Tag kletterte unterdessen das Quecksilber in ungekannte Hoehen. Als wir Hampi verliessen, war es mittags 40 Grad Celsius. Vorbei die Toeff-Zeiten mit Thermowaesche, 2 Pullovern, Sturmkappe und Motorradjacke! Stiefel und Helm tragen wir noch, ansonsten reisen wir beinahe wie indische Sadhus. Hannes hat uebrigens die Kunst des Feng Huis perfektioniert und die Haelfte seines Gepaecks hinter sich gelassen. Weniger ist mehr, besonders bei einer Motorradtour. Wenn wir schon beim Thema sind: Aisha und Hugo geht es gut (Ja richtig, unsere Motorraeder haben jetzt Namen). Schon erstaunlich, wir haetten nie gedacht, dass wir so eine enge Beziehung zu unseren Maschinen aufbauen koennten. Aber nachdem uns Aisha und Hugo ueber 17 000 Kilometer (fast) unfallfrei in einen neuen Kontinent getragen haben, aendert sich das Bewusstsein. Zudem sind die zwei staendig 'center of attention'. An jedem noch so kleinen Ort bildet sich innert Kuerze eine Menschentraube um die beiden. Lustigerweise sind die aufkommenden Fragen an jedem Ort gleich: Which brand ? How many cc ? Top speed ? Cost ? Mileage ? Disc brake ? Silencer ? By road ? Which countries ?

Voellig durchschwitzt und mit Sonnenbrand erreichten wir vor zwei Wochen die Ostkueste Indiens. Hier haben wir endgueltig die letzten Touristen hinter uns gelassen und tingelten von Dorf zu Dorf. Im Bundesstaat Orissa kamen wir zu einigen der letzten Stammesgebiete Indiens. Unser Dilemma: Wir wollten diese Menschen kennenlernen, aber wussten auch, dass wir ein Vorposten der Moderne sind. Viele Stammesvoelker wurden schon frueh von den Benediktinern konvertiert und als Gegenreaktion starteten die Hindus eine Rekrutierungswelle. Wir beschlossen deshalb, nicht in ihre Waelder zu fahren, sondern einfach nach 'Haats' Ausschau zu halten. 'Haats' sind woechentliche Maerkte wo sich die verschiedenen Staemme treffen und Gueter austauschen. Da zur gleichen Zeit noch ein Stammesfestival stattfand, waren viele Bewohner unterwegs, blockierten die Strassen mit selbstgebastelten Barrieren und verlangten Wegzoll. Auf einer Strecke von ca. 70 Kilometern wurden wir bestimmt 120 Mal gestoppt und wer keine Rupie bezahlte, wurde mit Farbpulver beworfen. So hatten wir doch noch die Gelegenheit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und konnten ihren Palm- und Dattelwein degustieren. Uebernachtet haben wir dann jeweils in einer groesseren Stadt. Mehrere Inder warnten uns in der Region vor wilden Tigern, die Menschen fressen. Das war natuerlich alles andere als die Wahrheit, denn die Region wurde schon vor langem fast leer gejagt. Deshalb fuhren wir zu einem der letzten grossen Nationalpaerke, wo es noch Tiger geben soll. Laut den letzten Zaehlungen sollen noch ca. 1000 Tiger, 500 wilde Elefanten und 100 Leoparden im Park leben. Aber das Glueck war nicht auf unserer Seite: wegen der starken Hitze standen grosse Teile des Parkes in Flammen und trieben die Tiere in unzugaengliches Gelaende.

Vom Nationalpark in Orissa fuhren wir Richtung Norden durch den Industriestaat Jharkhand. Stahl und Kohle ist hier das grosse Geschaeft. Die Landschaft ist eher kahl, die Staedte voll Smog, aber die Region ist wirtschaftlich eben enorm wichtig. TATA, die indische Automarke, hat ebenfalls ihren Sitz in Jharkhand. Falls euch TATA nichts sagt: die haben soeben Jaguar und Land-Rover gekauft und Mister TATA gehoert neben den indischen Stahl- und Energiebaronen Mital und Ambani zu den 8 reichsten Menschen der Welt. Doch auf dem Motorrad ist einem das ziemlich egal und wir wollten nur noch weg vom Smog und Dreck. So fuehrte uns die Reise nach Bodhgaya, dem gruenen Pilgerort im Bundesstaat Bihar. Bodhgaya ist der wichtigste buddhistische Pilgerort, denn vor 2600 Jahren meditierte dort Siddharta Gautama unter einem Bodhi-Baum und wurde so zum erleuchteten Buddha. Der Baum steht & lebt noch heute und bildet das spirituelle Zentrum. Bodhgaya war genau das richtige nach dem Schmutz von Jharkhand und ein wunderbarer Ort der Erholung.

Tja, und jetzt sind wir wohl zur letzten Etappe unserer Reise aufgebrochen: Varanasi, die Stadt von Shiva, die Stadt, die man entweder liebt oder hasst.

In drei Wochen kommen wir dann bereits nach Hause, wir koennen es nicht fassen, wie schnell die Zeit vorbei ging! Hannes und Dario gehen mit dem Flugi, Aisha und Hugo im Containerschiff von Mumbai nach Genua.

So long

Hannes & Dario

P.S.: Lord Shiva macht es uns in Varanasi nicht einfach: Seit 3 Tagen ist es nun schon 43-45 Grad Celsius!!!!! Wir sagen: 'Fried Balls on burning steel!'

Montag, 25. Februar 2008

Final Destination: "India!"

Mit dem Grenzuebertritt nach Indien hat sich unser Traum erfuellt und es stellte sich eine tiefe Zufriedenheit in uns ein. Das mag mit der Grund sein, weshalb wir solange nichts mehr von uns hoeren liessen. Aber auch die Distanz (mittlerweilen mehr als 13'000 Kilometer!) war ein Faktor fuer die lange Schreibabsenz. Schliesslich ist es wohl auch die Atmosphaere Indiens, die einem schreibfaul werden laesst. Alles, wirklich alles laeuft in diesem Land in einem langsameren Tempo!

Aber erst mal der Reihe nach: Amritsar.

Amritsar ist die Hauptstadt im indischen Punjab und 'Mekka' der Sikhs. Der Sikhismus ist eine Religion, die sich aus dem Hinduismus und dem Islam destilliert hat. In Amritsar steht in einem kuenstlichen See ihr Goldener Tempel, der sowohl das Grab des Gruenders als auch ihr heiliges Buch birgt. Waehrend 24 Stunden rezitieren die Sikh-Priester aus diesem Buch, waehrend 10'000nde Pilger den Tempel besuchen und ein heiliges Bad im See nehmen. Alle Pilger (so auch wir) logieren nach Sikh-Tradition gratis in den umliegenden Gasthaeusern. Gegessen wird gemeinsam am Boden, alles gratis, dafuer hilft man danach beim Abwasch, beim Ruesten des Gemuese oder beim Zubereiten der Fladenbrote (Chapati). Wir verbrachten vier Tage an diesem magischen Ort und waren tief beeindruckt von den gastfreundlichen Sikhs. Ob alt oder jung, alle rollten sie ihre Schlafmatten nach Sonnenuntergang im Freien aus und verbrachten die (noch sehr kalte) Nacht vor dem Tempel. Sikhs rauchen und trinken nicht, leben ein einfaches und von Moral gefuehrtes Leben und tragen fuenf "Kakars" (auch fuenf Ks genannt: Kes (Haare duerfen nicht geschnitten werden und muessen immer verdeckt bleiben, deshalb der typische Sikh-Turban), Kangha (ein Holzkamm zur Pflege der langen Haare), Kirpan (ein kleiner Dolch als Symbol fuer Gerechtigkeit und Verteidigung), Karra (ein Armreif, der die Sikhs symbolisch an ihr heiliges Buch binden soll) und Kachera (weisse Unterhose, die Sauberkeit und Maessigung symbolisieren). Die Sikhs sind bekannt fuer ihre physische Staerke und dementsprechend von grosser Statur. Es verwundert deshalb nicht, dass sie die Elite der indischen Armee bilden.

Aber nicht nur die Sikhs bleiben uns in Amritsar in Erinnerung, sondern auch die exquisite vegetarische Kueches des Panjabs. Ein 'Dal Makhani' ist wohl DAS Panjabi Gericht schlechthin. Aus Linsen, Erbsen und Bohnen ueber Stunden zubereitet, mit Kuemmel, Koriander, Chilis und Ingwer gewuerzt, fuellt Dal kostenguenstig (ca. 10 Rupee / 30 Rappen) alle Maegen (inkl. der vier Maegen der heiligen und omnipraesenten Kuehen). 'Sarson da Saag' ist ein weiteres kulinarisches Highlight aus Spinat und Senfschoten (hmmm). 'Malai' wird die oberste Schicht von unpasteurisierte Milch genannt, die ueber eine Stunde erhitzt wurde. Daraus werden dann 'Koftas' oder Kugeln geformt, die mit Curries und anderen Gewuerzmischungen verfeinert werden. Dazu gibt es verschiedene Arten von Reis (Byriani, Pulao, Safran etc) und unsere geliebten Fladenbrote: 'Nan' (Hefefladenbrot, das im Tandoor-Ofen an die Innenseite geklatscht wird) und nach Wunsch mit Butter oder Knoblauch bestrichen wird, 'Chapati/Roti' (aus Gerste, Hirse, Weizen und ausgelassener Butter), 'Puri' (fritierte Version der Chapatis) und 'Papad/Papadam' (hauchduenne Linsenfladen zum Brechen und mit Gewuerzen gemischt). Haben wir die Nachspeisen schon erwaehnt?! Wie waers mit Khir (Milchreispudding mit Honig), Gulab Jamun (kugeliges Gebaeck im Sirup) oder Rasgulla (suesse Sirup-Bombe)? Hannes Favorit sind Lassis, ein Jogurtgetraenk, das kuehl und je nach Region mit Mangos, Orangen, Jackfruit, Papaya, Granataepfel oder Bananen vermischt wird. Natuerlich gibts saemtliche Fruechte auch als Fruchtsaefte, inkl. den geliebten Zuckerrohr-Drinks und frischen Kokosnuessen. Wer mit den Indern isst (also nicht in teuren Restaurants) bezahlt fuer Speis und Trank nie mehr als 100 Rupien, ca. 3 Franken. Auf der Strasse gibts das Ganze fuer einen Franken, praktisch serviert auf getrockneten Bananenblaettern. Wer will, kann nach einem Loeffel fragen, der Rest isst mit der rechten Hand (fuer was wir die linke Hand brauchen, will niemand wissen!). Danach bringt einem der Kellner Wasser zum Haendewaschen und Kuemmel als Munderfrischung!

Mit gestaerktem Magen machten wir uns also auf den Weg in den Sueden und da man bekanntlich nach dem Essen keinen Sport betreiben soll, fuhren wir zum Bahnhof und buchten fuer uns und unsere Maschinen Tickets in den Sueden. Das indische Bahnnetz ist etwa das, was das Taschenmesser fuer uns ist: eine geniale Erfindung. 16 Millionen Inder benutzen die Bahn taeglich, sie beschaeftigt 1.4 Millionen Mitarbeiter und das Ganze funktioniert! Fuer laengere Strecken (und in Indien sind das fast alle) gibt es 3 grosse Klassen: Klimatisierte 8er oder 6er Bettabteile, nichtklimatisierte 8er Abteile und die Holzklasse.

Fuer Touristen gibts Quotentickets, so dass man auch kurzfristig buchen kann. Aber wie bringt man ein Motorrad in den Zug? Es ist gar nicht so schwierig wie man am Anfang denkt. Die Inder schleppen regelmaessig ihr ganzes Hab und Gut im Zug mit, auch Geissen und Huehner! Was im Abteil keinen Platz findet, wandert in den Gepaeckswagen. Leider lieben die Bahnmitarbeiter Formulare und Listen und so muss, wer ein Motorrad auf Reisen schicken will, 3 Formulare ueber Wert, Gewicht, Versicherung und Passagier ausfuellen und anschliessend eine Liste der wichtigsten Teile am Motorrad erstellen. Danach erklaert man, dass das Motorrad nur Schrott ist, keinen materiellen Wert besitzt und dass man niemals die indische Bahn fuer Schaeden in Verantwortung zieht. Anschliessend laesst man das Bezin aus dem Tank und verhoekert es zu einem Spottpreis an die Bahnangestellten und sucht sich einen Schneider, der das Motorrad in Jute einnaeht. Zum Schluss zahlt man die Transportgebuehr und Baksheesh (Geld fuer die 'nette' Bedienung) an saemtliche Beteiligten und betet zu Gott, dass das Gefaehrt die holprige Fahrt schadlos ueberlebt.

Eine Reise per Zug gehoert in jeden Indienurlaub. Die Geselligkeit kennt keine Grenzen und innert einer Stunde wissen saemtliche Passagiere Lebenslauf, Beruf und Mission der Bleichgesichter. Untereinander bietet man sich mitgebrachte Speisen an und waehrend der ganzen Fahrt laufen fliegende Haendler durch die Wagons und offenbaren mit voller Kehle ihr Angebot: Garam Chai (heisser Tee), Kofi (Nestle Cafe), getrocknete Linsen und Bohnen mit Gewuerzen, Fruechte, Taschentuecher, Cold Drinks, Samosas, Pakora, Socken, Armbaender, Kissen, Popcorn, Dal und Reis. Dazwischen bieten Schuhputzer, Musiker und Bodenwischer ihre Dienste an. Alle Abteile und Zugtueren sind offen, wer will, kann sich also auf den Zugseingang setzen und den Fahrtwind und die spektakulaere Landschaft geniessen. Aber aufgepasst! Wer sich zu fest aus dem Zug lehnt, dem drohen unangenehme Ueberraschungen. Abfallentsorgung a la Indienne bedeutet, dass alles Unbrauchbare aus dem Zug und dem Neugierigen ins Gesicht fliegt. Zudem kaut jeder zweite Inder Betelnuss mit Tabak, doch leider regt dies dermassen die Speichelproduktion an, dass man alle zwei Minuten aus dem Fenster spucken muss. Die Betten sind bequem, mit Schaumstoff und Plastik ueberzogen. Decken muss man selber mitbringen, doch fuer 12 Franken pro 1000 Schienen-Kilometer darf man nicht reklamieren. Und das Beste: der Zug kommt fast immer puenktlich an!

So kamen wir nach 12 Stunden ausgeruht in Rajasthan an und stellten mit Freude fest, dass unsere Motorraeder die Reise unbeschadet ueberstanden hatten. Gesattelt und frisch getankt fuhren wir zur ersten Sehenswuerdigkeit, dem Mata Karni Tempel. Mata Karni ist bekannt fuer seine Ratten, die hier wie Goetter verehrt und gefuettert werden, da sie der Legende nach im naechsten Leben als Heilige wiedergeboren werden. Wie in jedem indischen Tempel, zieht man sich am Eingang die Schuhe aus und wandert durch die Tempelanlage. Ueberall laufen die Ratten frei herum, essen Mais und trinken Milch. Die Ratten zeigen keine Scheu und flitzen einem manchmal ueber die nackten Fuesse. Doch irgendwie verlieren sie in dieser Umgebung ihre Haesslichkeit und sogar der Unglaeubige beschleicht das Gefuehl, dass diese Kreaturen vielleicht mehr als nur Ungeziefer sind. Der Legende nach gibt es eine weisse Ratte im Tempel und es wird angenommen, dass man bei deren Anblick mit Glueck gesegnet wird. Leider bekamen wir sie bei unserem Besuch nicht zu sehen.

Vom Mata Karni Tempel fuhren wir suedwestlich in die Thar-Wueste Richtung Jaisalmer. Die Fahrt war anspruchsvoll, da der Wind die Strassen oft mit Sand begrub und wir regelmaessig stecken blieben. Dafuer belohnten wir uns mit einer Siesta auf den Duehnen! Jaisalmer erhebt sich von weitem aus der Wueste und ist von einem riesigen Fort umgeben. Frueher war die Stadt ein wichtiger Handels- und Kontrollpunkt fuer die Kamelkaravanen, heute ist sie wegen ihrer Naehe zur pakistanischen Grenze (ca. 30 Kilometer, wir waren Mitte Januar genau auf der anderen Seite in Pakistan) v.a. fuers Militaer wichtig. Jaisalmer boomt aber auch wegen des Tourismus und die Innenstadt im Fort wimmelt von Unterkuenften. Wir fanden in den engen Gassen ein wunderschoenes Hotel, das in die Aussenmauer gebaut wurde und hatten von unserem Balkon eine perfekte Sicht auf die Wueste und Haeuser weiter unten.


left: Taking a rest on the dunes near Jaiselmer
right: Getting stuck in the dunes is very common and easy. Pulling it out again is very exhausting



Left: We finally arrived in the warmer region
Right: Enjoying the evening in the Fort of Jaiselmer with a good book

Grund fuer den Besuch Jaisalmers war aber unsere 2taegige Kamelsafari. Frueh morgens fuhren wir mit dem Jeep in die Wueste und machten Halt in einem kleinen Wuestendorf. Dort warteten dann schon Ali Baba (Hannes Superkamel) und Raju (Darios stoerrischer Kamelesel). Zwei Tage verbrachten wir so hoch zu Kamel bei schoenstem Wetter in den Duenen der Thar-Wueste. Die kalte Nacht verbrachten wir mit Lagerfeuer im Nomadenzelt. Das Essen war einfach und gut. Am Schluss der Tour hatten wie Biker aber einen wunden Arsch (nichts geht ueber die grandiose Federung einer 1zylindrigen Yamaha!) und einen roten Kopf.



Von Jaisalmer fuhren wir Richtung Osten nach Jodphur und von dort ueber kleine Landstrassen und noch kleinere Doerfer nach Pushkar. Die Fahrt war zum Schluss endlich mal wieder kurvenreich und fordernd. Muede und zufrieden kamen wir so im heiligen Pushkar an. Das Dorf birgt einen der wenigen Tempeln, der dem Hauptgott Brahma gewidmet ist. Viele Pilger kommen deshalb nach Pushkar und nehmen im heiligen See in der Mitte des Dorfs ein Bad. Doch Pushkar ist auch das nordwestliche Zentrum der Rucksacktouristen und Haengengebliebenen, denn die Stimmung ist relaxt und die Landschaft mit ihren Huegeln und Seen gerade bei Sonnenuntergang magisch.

Etwas ausserhalb von Pushkar fanden wir ein super Hotel, umgeben von Rosengaerten und quartierten uns ein. Leider verhinderte die ganze Magie des Ortes Hannes K.O. nicht: Zuerst kamen die Schuettelfroeste. Eingepackt in Schlafsack und Decken schlotterte er wie in der Antarktis. Danach kamen die Fieberschuebe, zwischen 38 und 40 Grad Fieber und das fuer geschlagene 5 Tage! Der Schweiss traenkte unzaehlige T-Shirts und Decken. Der Arme verlor Appetit und mit jedem Tag Fleisch vom Knochen. Der Arzt verordnete ihm Antibiotika, Schmerztabletten und noch etwa 3 weitere, uns unbekannte Medikamente. Doch das Fieber blieb noch zwei weitere Tage und dazu kamen Halluzinationen der Medikamente. Manchmal machten Hannes Saetze keinen Sinn mehr... Als er nach einer Woche aus dem Krankenlager gekrochen kam, sah er aus wie eine verweste, duerre Bohne. Wir wissen bis heute nicht, was der Grund der Krankheit ist. Mais bon, hauptsache der Mann steht wieder auf den Beinen! Insgesamt blieben wir deshalb 10 Tage in Pushkar und Dario machte einige Ausfluege in die Nahe Wueste und zu seinen Verwandten nach Jaipur. Der Zufall wollte es, dass beide Tanten, Cousin und Onkel in Indien Ferien machten und es so zu einem Spontanbesuch kam. Vielen Dank meiner Family, hat Spass gemacht mit euch, mal wieder Schoch-maessig zu rocken!

Zurueck im Hotel in Pushkar hatte es ploetzlich viele Motoristen, denn in Indien ist es DER Renner, sich eine alte Royal Enfield zu kaufen. Die Royal Enfield ist ein einzylindriges Motorrad, das ausschliesslich in Indien produziert wird. Seit 50 Jahren wurde das Design nicht einmal geaendert. Die Enfield ist ein Bijou und der Motor macht einen Krach, dass einem die Ohren wackeln. Viele Deutsche und Israelis fliegen nach Indien und kaufen sich in Goa so eine Enfield. Danach fahren sie 6 Monate durch Indien und verkaufen sie am Schluss wieder. In unserem Hotel standen vier solche Maschinen. Doch die Motorradromantik hat ihre Kehrseite: eine Enfield ist etwa so zuverlaessig wie die indische Muellabfuhr. Ueberall bleiben sie stehen, gehen kaputt oder springen nicht an. Natuerlich sind wir Yamahisten neidisch wegen des Designs und des Sounds, aber dennoch sind wir auch ganz froh, nicht staendig wegen den Motorraedern unsere Nerven zu verlieren.... aber zum Zuschauen, Zuhoeren und Lachen sind die Royal Enfields unbezahlbar.



Unterdessen sind wir in Mumbai angekommen, haben Ersatzteile fuer unsere Motorraeder besorgt und fahren zusammen mit zwei Amerikanern und ihren Royal Enfields nach Goa. Geplant ist eine Woche Strand und Fete unter Palmen, danach ins Landesinnere nach Hampi und in die hoch gelegenen Hill Stations des Suedens. Nachdem wir uns 3 Monate ueber die Kaelte beschwert haben, wuenschen wir uns bereits wieder kuehlere Gegenden. Hier in Mumbai ist es konstant dreissig Grad plus und die Nacht bringt keine grosse Erfrischung...

Ein genauer Abriss unser Mumbai- und Goaerlebnisse folgt im naechsten Blogeintrag. Wir umarmen euch ganz herzlich.

...und sie rollen und rollen und rollen im Fahrtwind der Sonne entgegen...

Hannes & Dario

Freitag, 1. Februar 2008

We made it!


left: walking the line
right: pilgrim at the Golden Temple, Amritsar

Donnerstag, 31. Januar 2008

Pakistan, land of tribes and mountains

Unsere Reise nach Indien fuehrte uns am 10. Januar nach Pakistan. Den Zoll konnten wir problemlos passieren und so verbrachten wir die erste Nacht in der heruntergekommenen Grenzstadt Taftan. Oestlich davon liegt die grosse Wueste von Belutschistan, 600 Kilometer nichts als Steine und Sand bis nach Quetta. Wir legten die Strecke in 2 Tagen zurueck, mit einem Zwischenhalt in Dalbandin, wo die Polizei uns zum Abendessen im Nomadenzelt einlud.

Quetta ist die Hauptstadt des Bundesstaates Belutschistan und stark gepraegt vom nahe gelegenen Afgahnistan, speziell von Pastunen aus Kandahar. Hier fuehlten wir das erste Mal, dass wir im indischen Subkontinent angekommen sind. Der Strassenlaerm ist ohrenbetaeubend, Staub und Dreck verdunkeln die Sicht, der Strassenduft ist eine Mischung aus Curry, verbranntem Holz, Benzin und Abwasser. Iran ist dagegen eine ganz andere Welt, man merkt einfach was fuer einen grossen Einfluss der iranische Petro-Dollar hat.

In Quetta blieben wir dann fast eine Woche, einerseits weil die Stadt uns mit ihrem speziellem Charme fuer sich eingenommen hat, andernseits weil Hannes Kette in die Brueche ging und repariert werden musste. So hatten wir die Gelegenheit, die irre Mechaniker-Szene in Quetta kennenzulernen und bei einem Maler Darios Motorrad mit einem dieser unverkennbaren pakistanischen Bilder schmuecken zu lassen (siehe Foto). Am Morgen der Weiterreise wurden wir von einem Unwetter ueberrascht und bekamen eine erste Vorahnung, wie der Sommermonsun aussehen koennte. So blieben wir zwei weitere Tage und beobachteten, wie Quetta langsam im Regen versank. Die Pakistani nahmen das woertliche Schlamassel unglaublich gelassen, wateten knietief und barfuss im kalten Wasser und zogen hinter sich ihre Esel und Kamele daher.

Von Quetta (1700m) fuerte die Fahrt ueber einen Pass in die tiefergelegene und bevoelkerungsreiche Indus-Ebene. Schlau wie wir sind, dachten wir nicht daran, dass die ganze Regenmasse wohl auch den Berg runter in den Indus fliesst und so kam es, dass wir (und ca 1000 LKWs) vor einer weggeschwemmten Bruecke stecken blieben. Zum Glueck haben wir Gelaendemotorraeder und so schlaengelten wir uns durch Schlamm, Geroell und LKWs, flogen zwei Mal vom Motorrad, aber kamen schliesslich im Tal in Sibi an. In Sibi versagte dann Darios Verdauungsmotor und so blieben wir ein paar Tage in dem kleinen Staedtchen. Im Rueckblick war der Zwangsstopp eine gute Sache, da zur gleichen Zeit das schiitische Ashura gefeiert wurde. Die Schiiten sind eine kleine Minderheit in Pakistan und ihre Prozessionen wurden von einem grossen Polizeikontingent ueberwacht. Die Stimmung war teilweise ziemlich aggressiv (das lag aber nicht nur an den Schiiten) und die lokale Polizei war dermassen besorgt, dass sie uns einen Polizisten vors Hotel, einen aufs gegenuebergelegene Dach und einen zum Bummeln stellten....

Schliesslich gelangten wir dann doch noch zum Indus und fuhren von da flussaufwaerts. Pakistan ist zum groessten Teil eine Agrarnation und das bescherte uns eine extrem schoene Ueberlandreise. Momentan wird Zuckerrohr geerntet und schon mehrere Kilometer vor den Zuckerfabriken stauten sich die Traktoren mit ihren uebervollen Zuckerrohranhaengern. Die Fahrer verbrachten die Wartezeit mit Siesta auf den Zuckerrohrhaufen undoder zuckerrohrkauend. Baumwolle ist eine weitere Einkommensquelle und ein Baumwoll-Transporter eines der pakistanischen Strassen-Highlights: Die Baumwolle wird in gigantischen Baumwollsaecken transportiert und sind mindestens drei Mal so breit wie der Traktor. Von hinten sieht der Transport aus wie ein riesiger Schneeball, der die Strasse hinunterrollt und ueberall Schneeflocken verstreut. Schliesslich wird noch Weizen und Reis angebaut, welche die Landschaft in ein strahlendes Gruen tauchen.

Die Reise fuehrte uns schliesslich nordwaerts durch einen Nationalpark und die indo-pakistanische Wueste bis nach Lahore, der nord-oestlichesten Grenzstadt. Wir lernten zwei junge Pakistani kennen, die sich den Tag frei nahmen und uns die Stadt zeigten. Ausserdem musste Hannes erneut in die Werkstatt und sollte heute sein Motorrad wie neu zurueckbekommen. Dazwischen entschlossen wir uns mit dem Bus nach Peshawar zu fahren. Peshawar war frueher das Tor zum indischen Subkontinent und hat eine eigene Identitaet. Spaetestens seit den Taliban ist der Khyber-Pass aber geschlossen und der Tourismus abgeflaut. Dennoch gibt es auch jetzt Backpackers, die ueber den Pass nach Kabul fahren und vor Ort kriegt man auch problemlos ein Visa (fuer das noetige Kleingeld). Wir blieben jedoch in Pakistan und erkundeten mit Sam, einem Peshawari, die Tribal Areas um Peshawar. Die Tribal-Areas stehen nicht unter pakistanischer Verwaltung, sondern werden von Clans organisiert. Die Menschen in dieser Region sind sehr religioes und viele Sympathisanten der Taliban. Hier sind die Frauen meist in Burkas gekleidet und viele Fluechtlinge aus Afghanistan leben in Fluechtlingslagern. Im 'Smugglers Bazaar' werden unverzollte Gueter aus Afghanistan angeboten, darunter auch Care Pakete der UNO und den USA. Gleich dahinter steht der Bazaar fuer die gestohlenen oder unverzollten Autos. Wer einen Offroader kaufen moechte, ist hier am richtigen Ort! Ebenfalls um die Ecke ist der Bazaar fuer alles was bei uns verboten ist: Waffen und Drogen. Pakistan ist neben Afghanistan der groesste Opiumproduzent und der Bazaar schlicht erschreckend. Jeder zweite Bazaar-Besucher war bewaffnet und einige zeigten uns stolz Kalaschnikows und Pump Actions aus dem Russland-USA-Afghanistan-Taliban-Nato-Pakistan-etc. Krieg. Am Ende des Bazaars liegen noch die Waffenmanufakturen, wo Beretta aehnliche Waffen VON HAND aus Aluminium und Stahl geschliffen werden. Bei all den Raeubergeschichten wollen wir aber kein Bild von einer irren Stammesgesellschaft zeichnen. Die Menschen haben uns ohne Vorurteile willkommen geheissen, uns zum Tee eingeladen und ueber ihr Leben erzaehlt. Gerade bei den afghanischen Fluechtlingen hat uns das extrem erstaunt, waren es doch auch die Weissen (Russen und NATO), die ihre Bomben ueber ihrem Land abgeworfen haben. Die Fluechtlingslager sind aus Backsteinen gebaut und Kinder ab 6 Jahren arbeiten dort in den Backsteinoefen. Es gibt weder fliessend Wasser noch Strom und eine Schule fuer die Kinder gibt es auch nicht. Die Situation ist ein einziges Pulverfass und die Menschen leben dennoch weiter. Eine Erfahrung, die uns tief beeindruckt hat und nicht mehr loslaesst.

Nun sind wir wieder in Lahore und reisen morgen nach Amritsar, Indien. An der Grenze waren wir bereits, aber nur um uns die taegliche Grenzschliesszeremonie anzugucken. Pakistan und Indien sind sich nach wie vor spinnenfeind und das Gebruelle und Gestampfe der Soldaten ein Spektakel. Doch sobald sie die Eisentore hinter sich zugeknallt haben, springen die Leute vor die Tore, machen Bilder von sich und den Soldaten und die aggressive Stimmung ist wie vom Erdboden verschluckt.

Alles Liebe von den Jungs, die bald ihr Ziel erreicht haben!

Hannes & Dario


Left: Where is the bike? Men (women not allowed on main streets) join us as soon as we enter the villages
Right: For what else is the man using his curry?


left: Pakistani handicraft on Darios bike
right: Its all about style. Camel-truck on the Pakistani highway


left: Driving along the fertile land of the Indus delta
right: Guess what... dried horse shit?