Donnerstag, 31. Januar 2008

Pakistan, land of tribes and mountains

Unsere Reise nach Indien fuehrte uns am 10. Januar nach Pakistan. Den Zoll konnten wir problemlos passieren und so verbrachten wir die erste Nacht in der heruntergekommenen Grenzstadt Taftan. Oestlich davon liegt die grosse Wueste von Belutschistan, 600 Kilometer nichts als Steine und Sand bis nach Quetta. Wir legten die Strecke in 2 Tagen zurueck, mit einem Zwischenhalt in Dalbandin, wo die Polizei uns zum Abendessen im Nomadenzelt einlud.

Quetta ist die Hauptstadt des Bundesstaates Belutschistan und stark gepraegt vom nahe gelegenen Afgahnistan, speziell von Pastunen aus Kandahar. Hier fuehlten wir das erste Mal, dass wir im indischen Subkontinent angekommen sind. Der Strassenlaerm ist ohrenbetaeubend, Staub und Dreck verdunkeln die Sicht, der Strassenduft ist eine Mischung aus Curry, verbranntem Holz, Benzin und Abwasser. Iran ist dagegen eine ganz andere Welt, man merkt einfach was fuer einen grossen Einfluss der iranische Petro-Dollar hat.

In Quetta blieben wir dann fast eine Woche, einerseits weil die Stadt uns mit ihrem speziellem Charme fuer sich eingenommen hat, andernseits weil Hannes Kette in die Brueche ging und repariert werden musste. So hatten wir die Gelegenheit, die irre Mechaniker-Szene in Quetta kennenzulernen und bei einem Maler Darios Motorrad mit einem dieser unverkennbaren pakistanischen Bilder schmuecken zu lassen (siehe Foto). Am Morgen der Weiterreise wurden wir von einem Unwetter ueberrascht und bekamen eine erste Vorahnung, wie der Sommermonsun aussehen koennte. So blieben wir zwei weitere Tage und beobachteten, wie Quetta langsam im Regen versank. Die Pakistani nahmen das woertliche Schlamassel unglaublich gelassen, wateten knietief und barfuss im kalten Wasser und zogen hinter sich ihre Esel und Kamele daher.

Von Quetta (1700m) fuerte die Fahrt ueber einen Pass in die tiefergelegene und bevoelkerungsreiche Indus-Ebene. Schlau wie wir sind, dachten wir nicht daran, dass die ganze Regenmasse wohl auch den Berg runter in den Indus fliesst und so kam es, dass wir (und ca 1000 LKWs) vor einer weggeschwemmten Bruecke stecken blieben. Zum Glueck haben wir Gelaendemotorraeder und so schlaengelten wir uns durch Schlamm, Geroell und LKWs, flogen zwei Mal vom Motorrad, aber kamen schliesslich im Tal in Sibi an. In Sibi versagte dann Darios Verdauungsmotor und so blieben wir ein paar Tage in dem kleinen Staedtchen. Im Rueckblick war der Zwangsstopp eine gute Sache, da zur gleichen Zeit das schiitische Ashura gefeiert wurde. Die Schiiten sind eine kleine Minderheit in Pakistan und ihre Prozessionen wurden von einem grossen Polizeikontingent ueberwacht. Die Stimmung war teilweise ziemlich aggressiv (das lag aber nicht nur an den Schiiten) und die lokale Polizei war dermassen besorgt, dass sie uns einen Polizisten vors Hotel, einen aufs gegenuebergelegene Dach und einen zum Bummeln stellten....

Schliesslich gelangten wir dann doch noch zum Indus und fuhren von da flussaufwaerts. Pakistan ist zum groessten Teil eine Agrarnation und das bescherte uns eine extrem schoene Ueberlandreise. Momentan wird Zuckerrohr geerntet und schon mehrere Kilometer vor den Zuckerfabriken stauten sich die Traktoren mit ihren uebervollen Zuckerrohranhaengern. Die Fahrer verbrachten die Wartezeit mit Siesta auf den Zuckerrohrhaufen undoder zuckerrohrkauend. Baumwolle ist eine weitere Einkommensquelle und ein Baumwoll-Transporter eines der pakistanischen Strassen-Highlights: Die Baumwolle wird in gigantischen Baumwollsaecken transportiert und sind mindestens drei Mal so breit wie der Traktor. Von hinten sieht der Transport aus wie ein riesiger Schneeball, der die Strasse hinunterrollt und ueberall Schneeflocken verstreut. Schliesslich wird noch Weizen und Reis angebaut, welche die Landschaft in ein strahlendes Gruen tauchen.

Die Reise fuehrte uns schliesslich nordwaerts durch einen Nationalpark und die indo-pakistanische Wueste bis nach Lahore, der nord-oestlichesten Grenzstadt. Wir lernten zwei junge Pakistani kennen, die sich den Tag frei nahmen und uns die Stadt zeigten. Ausserdem musste Hannes erneut in die Werkstatt und sollte heute sein Motorrad wie neu zurueckbekommen. Dazwischen entschlossen wir uns mit dem Bus nach Peshawar zu fahren. Peshawar war frueher das Tor zum indischen Subkontinent und hat eine eigene Identitaet. Spaetestens seit den Taliban ist der Khyber-Pass aber geschlossen und der Tourismus abgeflaut. Dennoch gibt es auch jetzt Backpackers, die ueber den Pass nach Kabul fahren und vor Ort kriegt man auch problemlos ein Visa (fuer das noetige Kleingeld). Wir blieben jedoch in Pakistan und erkundeten mit Sam, einem Peshawari, die Tribal Areas um Peshawar. Die Tribal-Areas stehen nicht unter pakistanischer Verwaltung, sondern werden von Clans organisiert. Die Menschen in dieser Region sind sehr religioes und viele Sympathisanten der Taliban. Hier sind die Frauen meist in Burkas gekleidet und viele Fluechtlinge aus Afghanistan leben in Fluechtlingslagern. Im 'Smugglers Bazaar' werden unverzollte Gueter aus Afghanistan angeboten, darunter auch Care Pakete der UNO und den USA. Gleich dahinter steht der Bazaar fuer die gestohlenen oder unverzollten Autos. Wer einen Offroader kaufen moechte, ist hier am richtigen Ort! Ebenfalls um die Ecke ist der Bazaar fuer alles was bei uns verboten ist: Waffen und Drogen. Pakistan ist neben Afghanistan der groesste Opiumproduzent und der Bazaar schlicht erschreckend. Jeder zweite Bazaar-Besucher war bewaffnet und einige zeigten uns stolz Kalaschnikows und Pump Actions aus dem Russland-USA-Afghanistan-Taliban-Nato-Pakistan-etc. Krieg. Am Ende des Bazaars liegen noch die Waffenmanufakturen, wo Beretta aehnliche Waffen VON HAND aus Aluminium und Stahl geschliffen werden. Bei all den Raeubergeschichten wollen wir aber kein Bild von einer irren Stammesgesellschaft zeichnen. Die Menschen haben uns ohne Vorurteile willkommen geheissen, uns zum Tee eingeladen und ueber ihr Leben erzaehlt. Gerade bei den afghanischen Fluechtlingen hat uns das extrem erstaunt, waren es doch auch die Weissen (Russen und NATO), die ihre Bomben ueber ihrem Land abgeworfen haben. Die Fluechtlingslager sind aus Backsteinen gebaut und Kinder ab 6 Jahren arbeiten dort in den Backsteinoefen. Es gibt weder fliessend Wasser noch Strom und eine Schule fuer die Kinder gibt es auch nicht. Die Situation ist ein einziges Pulverfass und die Menschen leben dennoch weiter. Eine Erfahrung, die uns tief beeindruckt hat und nicht mehr loslaesst.

Nun sind wir wieder in Lahore und reisen morgen nach Amritsar, Indien. An der Grenze waren wir bereits, aber nur um uns die taegliche Grenzschliesszeremonie anzugucken. Pakistan und Indien sind sich nach wie vor spinnenfeind und das Gebruelle und Gestampfe der Soldaten ein Spektakel. Doch sobald sie die Eisentore hinter sich zugeknallt haben, springen die Leute vor die Tore, machen Bilder von sich und den Soldaten und die aggressive Stimmung ist wie vom Erdboden verschluckt.

Alles Liebe von den Jungs, die bald ihr Ziel erreicht haben!

Hannes & Dario


Left: Where is the bike? Men (women not allowed on main streets) join us as soon as we enter the villages
Right: For what else is the man using his curry?


left: Pakistani handicraft on Darios bike
right: Its all about style. Camel-truck on the Pakistani highway


left: Driving along the fertile land of the Indus delta
right: Guess what... dried horse shit?



4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

HJee.. ihr harten Jungs. Congratulations. I Love the picture with the Curryman. Good Luck.

Anonym hat gesagt…

But Where is your beard?? growth of beard still zero even in talibanistan

Unknown hat gesagt…

Well, Pakistan is lacking girls in the streets, so I shaved and am pretending to be a young virgin for the Taliban.

Anonym hat gesagt…

Hi Dario!

Great to read your adventures! I really really enjoy it. There is a movie coming out now which is "Into the wild". Do not forget to watch it when you come back over Europe.

Enjoy the rest of you trip,
see you soon,

Jp.