Samstag, 22. Dezember 2007

Iran: zum Verlieben

Genau einen Monat nach unserer Abreise ueberquerten wir die tuerkische Grenze in den Iran. Morgens um fuenf mussten wir am tuerkischen Grenzposten aussteigen und waren das erste Mal dankbar, den Zug genommen zu haben: Die Grenze lag ca 2500 Meter ueber Meer, eine eisige Schneedecke ueberzog die Region und die Temperatur lag weit unter null. Die Visaformalitaeten erledigten wir reibungslos und nach den Motorraedern im Gepaeckswagon wurden wir erst gar nicht gefragt. Da die USA ein Handelsembargo ueber den Iran verhaengt haben, mussten wir saemtliches Geld bar an der Grenze wechseln und verliessen die Wechselstube mit dick gefuellten Taschen. Die Weiterfahrt im iranischen Schlafwagen war sehr bequem und so erreichten wir erholt die armenisch-iranische Stadt Tabriz. Hier wurden unsere Motorraeder dann doch noch kontrolliert und das Carnet de Passage abgestempelt. Leider darf man importierte Motorraeder via Zug erst in Tehran ausladen und so mussten wir mit dem Zug weiterfahren. Rund 15 Stunden spaeter erreichten wir dann Mitten in der Nacht die Hauptstadt Irans. Am Ankunftsterminal waren vor allem unsere Motorraeder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: wie in einem Flughafen kommt das Zugsgepaeck naemlich via Rollband in die Ankunftshalle, aber unsere Motorraeder passten natuerlich nicht durch die Rollbandoeffnung und einen anderen Durchgang gab es nicht. Duch Schraeglegen, Spiegel abmontieren etc brachten wir unsere Yamahas dann doch noch aufs Band und schliesslich sogar ins Ankunftsterminal!! Problem zwei folgte anschliessend: ausser 5Sterne Hotels sind alle Hotels ueber Nacht geschlossen. Aber die iranische Gastfreundschaft half uns auch hier und so wurden wir kurzerhand von einem iranischen Paar nach Hause eingeladen. Tja, so kam es, dass wir am Ende mehr als eine Woche dort wohnten. Ladan, unsere iranische Gastgeberin, wollte uns gar nicht mehr gehen lassen! Wir lernten viele ihrer Freunde kennen, wurden in verschiedene Haeuser um Essen eingeladen und verbrachten zwei Tage in Landhaeusern rund um Tehran. Wir lernten Hippies, Feministinnen, Musiker, Anwaelte, McGyver und Koeche kennen und merkten bald, dass unsere Vorstellung vom iranischen Leben sich nicht mit dem Erlebten deckte. Natuerlich waren unsere Gastgeber sehr aufgeschlossen, dennoch wuerden wir heute behaupten, dass die Iraner generell viel aufgeschlossener sind als viele im Westen denken. Wir verschoben unsere Abreise dreimal und es haette nicht viel gefehlt und wir waeren geblieben und haetten geheiratet. Wenn wir schon beim Thema sind: Perserinnen koennen uns Maenner mit einem Blick ins Nirvana schicken. Ein Lidschlag und Mann ist verloren. Die schoensten Augen, die wir je gesehen haben. Man koennte fast verstehen, weshalb die Perserinnen sonst immer verhuellt sind…. doch wir wollen hier nicht ueber den Islam oder Politik schreiben, sondern uns dem erlebten, iranischen Lebensmotto anschliessen: Lass Politik und Macht vor der Haustuere und mach was du willst zu Hause!




Mitte Dezember schwangen wir uns wieder auf unsere Einzylinder und fuhren Richtung Sueden. Erster Halt war Kashan, eine kleine Oasenstadt 300 Kilometer von Tehran. Laut einer persischen Sage soll dort ein reicher Haendler seine Tochter demjenigen versprochen haben, der einen schoeneren Palast baut als er selber besass. Das Resultat ist ein wunderschoener und gigantisch grosser Palast Mitten in Kashan. Dort verbrachten wir den halben Tag und waehnten uns in tausendundeiner Nacht. Bevor wir weiterreisen konnten, mussten wir unsere ERSTE Motorradreparatur vornehmen: Bremsen neu einstellen und Ketten neu spannen. Nicht gerade viel! Falls ein Yamaha-Werber den Blog liest: wir sind eure beste Werbung und haetten bei unserer Rueckkehr gerne zwei neue Maschinen. Danke!

Stopp Nummer drei in Persien war Esfahan, die alte Hauptstadt des Shahs von Persien. Esfahan ist zwar eine Millionenstadt, aber im Vergleich zu Tehran viel ruhiger und sauberer. Mittlerweile haben unsere Preisverhandlungskuenste einen neuen Level erreicht und so kamen wir zu einem schoenen und guenstigen Hotel, in dem wir dann fuenf Naechte blieben. Auch hier trafen wir wunderbare Menschen, wurden zum Essen eingeladen und in der Stadt herumgefuehrt. U.a. trafen wir auch Castro, einen emigrierten Basken, der in Dubai Spanisch unterrichtet. Mehr dazu spaeter.

Von Esfahan fuhren wir weiter in den Sueden nach Shiraz und Persepolis. Persepolis ist eine 3000 Jahr alte Archeologiestaette, die auf den Herrscher Dariush (sic!) und Xerxes zurueckgeht. Dort trafen wir zwei irre Iraner, erkundeten mit ihnen die Ruinen, sangen und assen tausende Sonnenblumenkerne. Apropos Essen: Die persische Kueche gefaellt, besonders natuerlich das Essen bei Einladungen. Reis in allen Variationen – unser Favorit ist ein Safranreis mit Rosinen und anderen Suessigkeiten – Auberginen, Tomaten, Walnuesse und Suesses. Die Portionen sind dopplet so gross wie in der Tuerkei und alles extem guenstig.





Da wir fuer den Iran nur ein 20-taegiges Visa bekamen, blieben uns in Shiraz nur noch wenige Tage uebrig. Eigentlich sollte eine Visaverlaegerung kein Problem sein, doch im Visaamt in Shiraz wurden wir darauf hingewiesen, dass eine Verlaengerung bei einem dopple-entry-visa erst beim zweiten Besuch moeglich ist. Tja, hier kommt nun unser baskische Freund Castro ins Spiel. Als wir uns in Esfahan trafen, lud er uns spontan nach Dubai ein. So kauften wir uns noch am gleichen Tag einen Flug nach Dubai und sind jetzt fuer eine Woche in dieser verrueckten Stadt!

Dubai gab uns, gelinde gesagt, einen kleineren Kulturschock. Ueber die Zukunft Dubais wird gesagt: “It’s either Mumbai, Shanghai, Dubai or good-bye” und wenn man so durch die Strassen faehrt, realisiert man, dass wirklich alles und alle in Dubai sind. Rund 80% der Bevoelkerung sind Auslaender, jede erdenkliche Firma hat dort ihren Sitz. Dawischen sieht man die reichen Sheiks mit ihren Hummern, Rolls-Royce und Jaguars. Von Castros Wohnung sieht man direkt auf das Burj Al-Arab, dem selbsternannten Siebensterne-Hotel fuer $7000 die Nacht. Daneben steht die Mall of Emirates, ein Luxuseinkaufsentrum, das circa so gross ist wie die Haelfte des Zuerichsees, inkl. Skipiste, Eisbahn und Halfpipe. Wir haben in unserem Leben noch nie solch einen Luxus gesehen. Aber hey, wir wuerden luegen, wenn wir sagen, uns gefaellt es hier nicht. Das Angebot ist riesig. Bars, Clubs, Beach, Safaris, Kamelrennen, Falken-Zucht, Shisha und Tennis – also alles, was im Iran verboten ist. Morgen muessen wir uebrigens anstaendige Kleider kaufen gehen, da wir sonst nirgends Silvester feiern duerfen….

Am zweiten Januar fliegen wir wieder nach Shiraz, wo uns unsere Motorraeder erwarten, um Richtung Ostiran in die Wueste zu reisen. Natuerlich informieren wir uns staendig ueber die Lage in Pakistan, aber wir sind zuversichtlich, dass wir gegen den 10. Januar via Beluchistan einreisen koennen.

Balls on Steel wuenschen euch allen einen guten Start ins 2008 (oder muslimisches 1429) und denken oft an euch. Beim Reisen merkt man immer auch wie viel einem Freunde und Familie bedeuten.

p.s.: Ein Liter Benzin kostet in der Tuerkei 3.08 Franken, im Iran jedoch nur 12 Rappen.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hola Dario!

Feliz navidad a vosotros 2, me encanta leer tu experiencia a traves el oriente.

Que seguis vivir esta estupenda aventura, espero verte cuando volvaras en Europa.

Un abrazo,

Jean-Philippe.

Anonym hat gesagt…

uepa chicos!

reizt mich ja unendlich etwas zum schnäuzer vom lieben däru zu schreiben, aber heute ist weihnachten, da lass ich's gnädigerweise sein...;-)

happy holidays, balls on steel!

schaue neidisch von südamerika zu euch rüber, wie ihr auf euren stählernen pferden in den osten und ins neue jahr reitet!

abrazote
dänu

Johannes hat gesagt…

salut mitanand

schade, dass ihr so langsam seid, haetten euch gerne hier getroffen
- einerseits: kann man es euch nciht verdenken, dass ihr im Iran verweilt

- andererseits: kommt ihr auf dem rueckweg ja noch einmal vorbei.

auf jedeN: geniesst es weiterhin

goa ist wunderschoen und ich bin schon sehr gespannt auf den rest!

gruesse adi&joh

Anonym hat gesagt…

sali lonesome riders!

nach in den windungen der technik verschwundenen sms` nun auf diesem wege...eyde masihitun mobarak!

keep on rocking and take care of yourselves!

mebusamet,lynn

Anonym hat gesagt…

Hi liebe Lynn und Schicksalsgenossin ;-) - auch etliche meiner sms sind während der letzten Wochen im Nirvana verschwunden... :-( in der Zwischenzeit verfügt Dario zum Glück ja über eine neue Nummer und ist wieder zu erreichen. Gib einfach Bescheid, falls du noch nicht in deren Besitz bist, ja? (schoch@dplanet.ch) und sei herzlich gegrüsst
Catalina

Anonym hat gesagt…

Hallo Catalina,

ganz lieb von dir, danke! Falls Dario nicht in der Zwischenzeit noch einmal das Handy gewechselt hat, scheine ich die aktuelle Nummer zu haben...jedoch ohne jeglichen Erfolg beim Versenden der Sms`. Erreichen deine denn mittlerweile wenigstens gewünschtes Ziel?

Ganz liebe Grüessli und un besito für die Jungs..

Lynn

Anonym hat gesagt…

Hi Lynn :-)

Auf die neue Nummer habe ich bisher nur telefoniert. Eine Test-sms ist eben rausgegangen, mal sehen, ob ich mehr Glück habe... *kopfkratz*.

Grüessli
Catalina

Anonym hat gesagt…

ohjeohje.... :-( nachdem ich auf meine sms Null Antwort erhalten habe, folgte Versuch Nr. 2 - 5: TELEFONIEREN. Aber auch hier: No way *motz*. Bloss eine nette weibliche Stimme, die mir in einem Affentempo und in unverständlichstem Idiom das rechte Ohr vollgelabert hat. :-( Aber sooo schnell gebe ich nicht auf... verschieben wir's eben (@Scarlett O'Hara) auf morgen, nicht wahr? *g*

Anonym hat gesagt…

Hey...endlich finde ich mal diese Seite hier!!!
Man da wird man ganz schön neidisch bei diesen pics...hoffe ihr schafft es bis nach Indien :)
Wo ward ihr eigentlich an Weihnachten und wo werdet ihr sein zu Silvester?
Wünsch euch auf euren Rädern ein supa Rutsch ins neue Jahr und passt gut auf euch auf!

Lieben Gruß
Devrim aus Istanbul ;)

Anonym hat gesagt…

finally - news! und was für welche!!
nicht, dass ihr auch in dubai in den nächsten mokkaaugen versinkt und dabei noch eure rennmaschinen vergesst! wir daheim gebliebenen fristen jedenfalls weiterhin unser tristes dasein und werden euch garantiert nicht vergessen - und vermissen euch mindestens genauso sehr - da kann ich glaub für uns alle sprechen...

lasst es krachen im luxus and enjoy 2 b pampered for a change!

xxx lynn

Anonym hat gesagt…

tja - auch ich habe grosse Augen
bei all den News, habe ja schon
ein besorgtes (von wegen Pakistan)
mail geschickt ....und habe mich
grade entschlossen doch noch mal
zu inkarnieren ... also ich meine
Silvester in Dubai - !: habe ich
was verpasst!!!!??? -
Wer will schon in die Schneeberge,
wenn die Mall alles auf einmal
anbietet.
Irgendwie kriege ich das Gefühl
ich sollte mir meinen Lebensplan
unter die Lupe nehmen. Schweiz
kanns doch nicht sein! -
Aber was solls, mir würden weder
die Perserinnen noch die Araberinnen
schöne Augen bis zum Nirvana machen.
Also werde ich mit meiner Finnenkerze
im Schweizer Gärtli zufrieden sein
und bei Glatteis den Uetliberg runter
schlitteln... - es muss auch einfache
Menschen geben, gelle!
Na dann geht mal einkaufen und verlauft
euch nicht ihr Oelscheichs....cc

Anonym hat gesagt…

'und vermissen euch mindestens genauso sehr - da kann ich glaub für uns alle sprechen...' Das kannst du mit Sicherheit, liebe Lynn!

Nur gut, dass Dario's CH-Handy-Nummer derzeit wieder funktioniert, so war es der sehnsuchtsgeplagten, alten Mutter nach ihrer Rückkehr von zwei Tagen Sonnenschein pur, knütschblauem Himmel in glitzerfeinem Schnee gegönnt, sich subito an die Strippe zu hängen. :-) Die beiden Herren sassen gerade bei einem kühlen Bier auf der Terrasse eines noblen Hotels und liessen ihren Blick übers vor ihnen liegende Meer schweifen... Näinäi, ich bi ü-ber-haupt nöd niiiiidisch. ;-)

Dass ich von der euch bisher entgegengebrachten, wunderbaren Gastfreundlichkeit, eurem Glück und euren superschönen Erlebnissen begeistert bin, habe ich dir ja bereits am Telefon kundgetan, mein Liebling - die nächsten Tage über werden meine Daumen weiterhin feste gedrückt bleiben, auf dass eurer Pakistan-Durchreise nichts im Wege stehen möge!

Tja, und zu den schönsten Augen und Lidschlägen ever nur soviel: Ein Doppelklick auf das haarverhüllte Bild der drei Schönen hat längst gereicht, um euch nachfühlen und verstehen zu können. Sorry, ihr lieben daheimgebliebenen, weiblichen Schätze: aber gegen eine schweizerisch-spanisch/maurisch-persische Mischung meiner zukünftigen Enkelkinder hätte ich absolut nix einzuwenden. :-) Jaja, ich geb's zu: Dunkelstschwarzbraune Mandelaugen machen mich schwach, darin könnte ich jederzeit einfach nur versiiinken. *g*

Anonym hat gesagt…

Späckli...

...das isch äs schnäuzli gäll.....ganz gross!!! wünsch där äs supi 2008 und alläs gueti!!

looking forward to read more frm u....

bis very bald

schniggs