Dienstag, 20. November 2007

Istanbul - European Side

Der Grund fuer die lange Schreibabsenz gleich vorweg: Istanbul hat uns mit ihren 15 Millionen Seelen absorbiert. Doch mogen versuchen wir diesem Tazelwurm zu entschleichen... ob unsere roehrenden Motoren ihn wohl aufwecken werden ?

Nun sind wir knapp ueber 2 Wochen unterwegs und es ist Zeit, einige Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Wir haben ca. zweieinhalbtausend Kilometer zurueckgelegt, was ziemlich genau der Distanz von Istanbul an die iranische Grenze entspricht. 52% der Blogleser haben sich bei der Pannenbefragung geirrt, denn unsere Yamahas waren zuverlaessige Zugpferde.




Rueckblickend war Italien das anstrengendste Land zum Fahren, da die schiere Masse an LKWs und Autos eine staendige Bedrohung ist. Ansonsten lieben wir natuerlich alle Italiener und speziell ihren Wein aus dem Friaul. Slowenien kam uns dann viel zu kurz vor und wird allen daheim Gebliebenen als Kurztrip von der Toeff-Crew empfohlen.

Die kroatische Kueste hat im Winterschlaf einen etwas ausgestorbenen Eindruck gemacht, was muss da los sein im Sommer.... Aber einen grossen Teil mussten wir wegen Regenfaellen auslassen (es schmerzt das Biker-Herz) und die Faehre nach Dubrovnik nehmen. In Montenegro hatten wir dann die ersten Zollschwierigkeiten, weil wir Deppen den gruenen Versicherungsausweis zu Hause vergessen haben. Eine blaue EU-Note hat dann die Schranken nach Montenegro doch noch oeffnen lassen. Bereits kurz nach der Grenze hat das Land ihr typisches Berg- und Talgesicht gezeigt und war wunderbar zu befahren. In Podgorica zeigte sich ein wohl noch sehr wichtiges Motto: never stick to a plan. Auf offener Strasse winkte uns ein montenegrinischer Biker von der Strasse und riet uns, suedlich durch Albanien zu fahren. Ein weiser Rat, der uns ein geniales Land entdecken liess und uns von schweren Schneefaellen im Balkan verschonte.


left: Ueli and Weedi in front of the blue mosque
right: Aya Sophia from the inside



Die Einreise nach Albanien verlief problemlos und das Land gefiel uns auf Anhieb. Echte coole Leute und eine no-bullshit-Mentalitaet, die einfach ueberzeugend ist. Im Norden teilten wir die Strassen mit allem, das sich bewegt und eine enorme Ebene war in der Ferne vom kommenden Gebirge umrandet. Der Unterschied zu den vorher bereisten Laendern ist frappant, aber aus der Distanz betrachtet schienen uns die Albaner dennoch zufrieden. Im Sueden Albaniens erhob sich dann eine huegelige Landschaft und man merkte den Einfluss Griechenlands und der orthodoxen Kirche: Olivenhaine, weisse Kuestendoerfer und albanisch-griechische Kueche. In einer Dorfkneipe beklagte ein Alteingesessener uebrigens die Abwanderung der Jungen nach Griechenland und Italien.



left: fisherman at work with a view on the bridge over the bosporus
right: Okan, our host in Istanbul, playing the guitar


In Griechenland wartete das schlechte Wetter. Zusaetzlich liegt zwischen der Albanischen Grenze und der giechischen Kueste ein relativ hohes Gebirge. Kurz: Das Fahren war anstrengend, wir frohren uns die Aersche ab und fuhren an einigen Tagen auch viel zu lange. Ihr koennt euch vorstellen wie erleichtert wir waren, als wir das Meer wieder vor Augen hatten. Ansonsten gibts aber nichts zu meckern und die Griechen waren hervorragende, charmante Gastgeber.

Der Grenzuebergang in die Tuerkei war erwartungsgemaess eine Sehenswuedigkeit: Die beiden Laender lagen im Wettstreit, wer die groessere... Fahne hat. Resultat, Turkiye-Hellas 1:0. Wunserschoen auch die Grenzbruecke, haelftig blau-weiss rot-weiss, in der Mitte eine dicke gelbe Linie und vier grimmige Soldaten. Grenzkram lief gut bis auf die liebe gruene Karte.

Kurz vor Istanbul dann noch der Wetter-GaU: Blitz und Donner, uebelster disco-aehnlicher Nebel, Regenfaelle und das alles in der Nacht. Irgendwie kamen wir aber heil in einer Hafenstadt an und realisierten erst am Morgen, dass wir noch Glueck hatten: links und rechts der Strasse standen die Haeuser unter Wasser und das TV zeigte Autos, die irgenwo auf den Strassen und Feldern schwammen.



left: hobby-fisher at work
right: Ar-ar-ar-ar gangster from istanbul


Von dort waren es noch 100km bis Istanbul, ein Klacks nach unserer Meinung. Istanbul war dann auch bald angeschrieben und so nach 30 Minuten durch Haeuserallee fahren fuehlten wir uns im Zentrum angekommen. Aber erst 2 Stunden und 20 Kilometer spaeter erreichten wir dann wirklich das Auge des Orkans. Auf Okans Rat *danke* suchten wir uns im pulsierenden Taksim eine Unterkunft und schlossen eine Stunde spaeter die irren Schaffhauser in die Arme. Wedi und Ueli waren die Ersten und Besten, wir sind gespannt, wer uns sonst noch auf dem Weg besuchen kommt...

Die folgenden Tage und Naechte sind nur noch Fetzen der Erinnerung: Tuerkei-Laenderspiel, Doener, Menschenmassen, zuckende Beats, dunkle Gassen, Aya Sofia, Raki, wunde Fuesse, Hamam, Bosporus, Okans Huette, Turkish Coffee, Fleisch, dunkle Augen, etc. etc. etc.


Morgen heissts Adieu Europa, selam Asia. Legt die Ohren auf den Asphalt und ihr spuert ein feines Zittern: Balls on steel sind wieder on the move.

D & H

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

na ihr zwei strassen-cowboys, scheint ja als ob ihr euch ziemlich gut durchschlägt - wussten wir's doch! eure reisebilder machen lust auf mehr und lassen das eigene doch eher abendteuerfreie leben noch langweiliger erscheinen als es schon ist... vielen dank auch!

ich freue mich natürlich schon auf den nächsten bericht. liebe grüsse und einen riesen schmatzer für mein darioschätzeli ;o)

*sonja

(bin übrigens in ständigem kontakt mit fatima)

Anonym hat gesagt…

Was für zwei mit vielfältigsten Erlebnissen, Eindrücken und Begegnungen vollbepackte Wochen! Die lange Schreibabsenz sei dir verziehen, mein Schatz. :-)

Schon mal vorab: Auch wenn ich kein ängstlicher Mensch bin, beruhigt es mich doch ungemein, dass ihr auf euren zuverlässigen Zugpferden (ich gehöre übrigens zu den 30% der pannenbefragten Bloglesern :-) sowohl den Gefahren der italienischen Autobahnen als auch dem heftigen Gewitter- und Überschwemmungs-Gau heil entronnen und dank des guten Rates eures montenegrinischen Biker-Kollegen auch von heftigen Schneefällen verschont worden seid. (Für die Anstrengungen der ersten Etappe seid ihr die letzten Tage und Nächte über ganz offensichtlich reichlich entschädigt worden... *g*)

Dass euch Albanien auf Anhieb gefallen hat, erstaunt mich nicht, ich hab’ diesen Flecken Erde mit seiner zumindest damals grösstenteils unberührten Natur, seinen sanften Hügeln und Tälern, den wunderschönen Küstengebieten, Städten wie Gjirokastra aber auch rauen Gebirgszügen und die Bevölkerung vom ersten Augenblick an ins Herz geschlossen. Kirchen und Friedhöfe waren da allerdings nur in Form von Ruinen und überwachsenen, zerstörten Grabsteinen auszumachen…

Hab ich schon mal erwähnt, dass ich euren bebilderten Blog samt Land- und Wetterkarte Klasse und es toll finde, dass wir Daheimgebliebenen eure Reise in Bild und Wort mitverfolgen können? Danke für den farbigen Bilderbogen, freue mich auf mehr und wünsche euch eine pannen- und unfallfreie Weiterfahrt und nur ‚verständnisvolle, bescheidene’ ;-) Grenzbeamte...

Hebed Sorg bim Ränke, lasst es euch gut gehen, seid herzlich gegrüsst (und Dario lieb geknuddelt).

Johannes hat gesagt…

Gebt Gummi -> Sylvester in Goa!
Grüsse Joh

Anonym hat gesagt…

Zwischennews aus der alten Heimat: Freude herrscht! Unser Gang zur Urne hat sich doch mal wieder gelohnt, nicht wahr?: Verena Diener hat im zweiten Wahlgang grandios aufgeholt und ist mit einem geradezu formidablen Vorsprung von über 30'000 Stimmen auf den unsäglichen Muuuurer in den Ständerat gewählt worden. :-) (Auch Blocher's Senkrechtstarter Toni Brunner hat seine wohlverdiente Schlappe erlitten *g*) Für Mörgeli und sein kurioses Weltbild steht aber jetzt schon unverrückbar fest: 2011 wird die Schweiz nur noch SVP wählen können/müssen. *lachmichschlapp*

Sei von Herzen lieb umarmt, mein Liebling, geniess das Hier und Jetzt und lass es dir weiterhin gut gehen. *knuddel*

Anonym hat gesagt…

na, das mit den pünkchtchen hat doch super geklappt, lieber dario...
keep on rockin` and take care of yourself...
hugs, lynn

Unknown hat gesagt…

Hoi zäme

Gseht würklech super interessant us, was dir do erläbet. I wünsche witerhin viu spass, spannendi Idrück und e weniger chaute Arsch :-)

Soso, dr Okan is playing the guitar.... and WHO is drinking the beer??? ;-)

gruess
dänu

Anonym hat gesagt…

Himmelarschundzwirn *mooooooootz*, jetzt hat mein momentan zickiger Rechner doch glatt kurz vor dem 'Veröffentlichen' meinen Post' refüsiert und in den unendlichen Weiten des www verschwinden lassen... :-(

Aber keine Bange ;-o), so leicht lass' ich mich nicht unterkriegen und komme wieder *g*. Zuvor aber gönne ich mir einige vor drei Tagen frisch gmetzgete Lammracks mit viel Knobli und gartemfrischen Rosmarin von ga-ran-tiert äusserst glücklich und antibiotikafrei in der freien Natur auf Haggen oberhalb Schwyz gelebt habenden (uiii, das Deutsch, das das Mensch hat...) Schafen. :-)
Hasta luego amigos *wink*

Anonym hat gesagt…

Mit zufrieden gesättigtem Magen zurück. :-)

Hola carino (den/das Tilfe fällt weg, da ich leider nicht über eine spanische Tastatur verfüge...)

Wooooow, wie ich heute Abend festgestellt habe, habt ihr Zwei seit Instanbul ganz schön Dampf unter die Gummis gelegt... natürlich habe ich deinen mitten auf der türkischen Karte eingepflanzten blauen Luftballon entdeckt und meinen seit deiner Abreise neben mir liegenden, aufgschlagenen Atlas konsultiert, wurde dabei aber nicht gescheiter, da die Ausgabe aus dem letzten Jahrunder bzw. dem Jahr 1982 stammt. *g* Beim Versuch, der von euch zurückgelegten Distanz zwischen Istanbul und Göreme auf die Spur zu kommen, hat mich der Klick auf deinen Google-Link ganz arg im Stich gelassen, da er offenbar unfähig ist, die gewünschte Distanz zu errechnen... aber wie ich das sehe und annehme habt ihr in der Zwischenzeit bereits so um die 800 km zurückgelegt, nicht wahr? Von Göreme hatte ich bisher null Ahnung, eine weitere klaffende Bildungslücke *schäääm*. Google sei dank weiss ich jetzt zumindest, auf welchem traumhaft schönen Flecken Erde ihr euch derzeit aufhaltet - beim Betrachten dieses Bildes (allen Daheimgebliebenen zur Ansicht wärmstens empfohlen) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/G%C3%B6reme_1_11_2004.jpg
stockte mir schlichtweg der Atem ob der Unwirklichkeit dieses Naturwunders... Am Liebsten würde ich gleich meinen Rucksack packen und abhauen...

Keine Frage: Ich freue mich riiiiesig auf deine nächsten Bilder aus Kappadokien und deinen Bericht über eure Eindrücke und Begegnungen der letzten Etappe. Und natürlich hoffe ich, dass bei euch alles gut und rund läuft, eure Maschinen euch weiterhin treu ergeben sind, ihr massig Spass habt, auch eure Seelen baumeln lässt und nur Gutes über die türkische Gastgeberfreudlichkeit und die kulinarischen Köstlichkeiten dieses Landes zu berichten wisst.

Recibe un abrazo fuerte,un besito carinoso y hasta pronto *knuddel*
Mama

Anonym hat gesagt…

Hallo lieber Dario

Es ist eine Freude, zwischen Redi, Haushalt und Uni (ich Arme) eure Berichte zu lesen. Ich werde das Oehrchen auf den kalten Zürcher Asphalt drücken und wenn das Tram rumpelt von der grossen schönen Welt da draussen träumen.

Ich wünsche euch weiterhin viel Freude - falls ich es schaffe, diesen Kommentar zu hinterlassen (es ist bereits mein 2. Versuch).

Herzlich, Steffi

das halbe OK

Anonym hat gesagt…

wow, geschafft.